Liederfest 2019 (7.-9. Juni 2019)

Programm:

Freitag – 7. Juni

20:30 Biber Herrmann – Akustik Singer Folk-Blues-Künstler

22:00 Simon & Jan – Clowneske Chronisten unserer Wirklichkeit

Samstag – 8. Juni

11:30 Pfingst-Gespräch Teil 1: 1964–1969 WALDECK-FESTIVALS & ESSENER SONG TAGE – Von Folk bis Rock – und raus – mit Tom Schroeder & Uli Holzhausen

13:00 Dutschki Trio – Michael Bauer liest zu Musik aus den 60ern

15:00 Peter Finger – Einer der weltbesten Akustikgitarristen

16:00 Wie wir sind – Sieger beim Turiseder Troubadorum 2018

20:00 Karl die Große – Federleichte Lieder mit Haltung vorgetragen

22:00 Ethno Collective – Ein Klangozean aus Musik der ganzen Welt

Sonntag – 9. Juni

11:30 Pfingst-Gespräch Teil 2: 1969–2019 UND SO WEITER – Festivals Euro Folk, Open Ohr, Wacken, Freakquenz und Nature One – mit Tom Schroeder & Uli Holzhausen

13:00 Open Stage – Interessierte melden bei Carsten Langner clabauter@t-online.de

15:00 Miss Allie – die kleine Singer-Songwriterin mit Herz

16:00 Strom & Wasser – Musik Mischung aus Politik, Party und anspruchsvollen Texten

20:00 Götz Widmann – Der Punk unter den Songpoeten

22:00 Jens-Paul Wollenberg & Pojechaly – Das Leipziger Urgestein mit Band

Plakat und ausführliches Programm als PDF

Ausführliche Erläuterung zu den Pfingstgesprächen:

Uli Holzhausen / Tom Schroeder
Die Waldeck – Festivals und ein paar Folgen

Sa. 8. Juni 2019, 11.30 Uhr

1964–1969 WALDECK-FESTIVALS & ESSENER SONG TAGE – Von Folk bis Rock – und raus (mit Tom Schroeder & Uli Holzhausen)

So. 9. Juni 2019 11.30 Uhr

1969–2019 UND SO WEITER – Festivals Euro Folk, Open Ohr, Wacken, Freakquenz und Nature One (mit Tom Schroeder & Uli Holzhausen)

„Lasst uns ins Leben desertieren“ (Walter Mossmann, 1941 – 2015)

„Die Waldeck-Festivals waren die vermutlich wichtigsten Daten in der Geschichte der bundesdeutschen Folkbewegung…auf der Bühne hatte sich die komplette Elite der damaligen Chanson-Sänger und Liedermacher eingefunden…ein brisantes politisches Forum“, so heißt es 1981 im FOLK-LEXIKON von Kaarel Siniveer. Der Autor bezieht sich damit auf die allerersten sechs Festivals: von 1964 bis 1968 hat der Studentische Arbeitskreis der ABW (ein paar ebenso unerfahrene wie unerschrockene Studenten, unterstützt von den Sängern Peter Rohland, Hein und Oss Kröher) die Liederfeste auf dem Hunsrücker Burggelände veranstaltet. 1969 dann lud eine 19-köpfige „Projektgruppe Waldeck“ (Mitglieder des Mainzer Republikanischen Clubs und der ABW) zu einem festivalähnlichen Arbeitstreffen unter dem Thema GEGENKULTUR ein. Dazu waren mehr als 1400 Personen und Initiativen aus Rolf Schwendters APO-Adressbuch angeschrieben worden, mit der Hand. Das ist jetzt, Pfingsten 2019, ein halbes Jahrhundert her.

Die Initiatoren von 1964, aufgewachsen im „Mief der Adenauer-Ära“ (Franz Josef Degenhardt) und dem Verklemmungsklima des deutschen Schlagers, wollten bei ihren Konzerten „Welt hereinlassen“. Und die Welt kam gern, nicht nur musikalisch. Wie Lilo und Peer Krolle berichten, gab es in der versteiften Waldecker Männergesellschaft frischen Wind und freie Stoffwahl nicht nur für die Ohren: pünktlich zum ersten Festival taucht 1964 auf der Burg der erste Bikini auf. Oben Ohne wird dann 1967 freigegeben.

Die Waldecker Festivals aus den fitter und hitziger werdenden 1960er Jahren hatten diverse Folgen und Fortsetzungen, zum Beispiel bei den Internationalen Essener Song Tagen (IEST)1968. Und bis heute beim Ingelheimer Eurofolk Festival ab 1972. Oder beim 1975 gegründeten Open Ohr Festival in Mainz. Und auf der Waldeck selbst. Die zweite Festival-Phase (1993 bis 1997) entstand aus der Kooperation von ABW, Stadt Kastellaun, SWF, WDR und Kultursommer Rheinland-Pfalz. Natürlich konnte sie nicht die Brisanz und Bedeutung der ersten Staffel (1964 bis 1969) erreichen, aber auch sie bot unvergessliche Konzerte: zweieinhalbtausend Besucher beim Geburtstagskonzert für Franz Josef Degenhardt. Ein gerade clean gewordener Konstantin Wecker bringt einen grandiosen Chor aus Kamerun mit. Ein gemeinsames Knockin‘ on Heavens Door von Richie Havens aus Woodstock und Wolfgang Niedecken aus Köln (der zuvor mit Hannes Wader an der Klampfe Dylan-Harmonien ausgetauscht hat).

Die bisher längste Reihe der Waldeck-Festivals beginnt 2004 und dauert bis heute. Sie ist eng verbunden mit den Namen Molo und Gisela Möller sowie Jacky und Babusch Jacobi-van Beek. Seit 2017 ist Adax Dörsam Künstlerischer Leiter des Waldecker Pfingstfestivals. Außerdem gibt es auf der Waldeck seit zwei Jahrzehnten den Peter – Roland – Singewettstreit und seit 2013 das Freakquenz Festival.

Was bewegt die Festival-Macher? Warum tun sie sich das an, dieses explosive Festival-Gemisch aus Stress, Schweiß und Vergnügen, aus zu wenig Schlaf, schlechter Verdauung und guter Unterhaltung?

Jürgen Hardeck, Leiter des Rheinland-Pfälzischen Kultursommers und langjähriger Waldeck-Partner, hat eine Erklärung, eine von vielen: „Warum Festivals? Weil nicht nur gleiches Leid auch halbes Leid bedeutet, sondern weil geteilte Freude auch doppelte Freude ist.“

Sandra Kupfer, ABW – Vorsitzende seit 2011: „Aus der Tradition der Waldeck-Festivals der 1960er Jahre ermöglichen wir nach wie vor jungen Künstlerinnen und Künstlern, sich in diesem Rahmen zu entfalten. Ein Auftritt auf der Waldeck-Bühne ist bis heute hoch begehrt, nicht nur beim künstlerischen Nachwuchs.“

Inzwischen gibt es reichlich Stoff über die W. – Fakten, Märchen, Mythen. Man findet sie im großen und gastfreundlichen Waldeckarchiv von Peer Krolle, in der von Michael Kleff zusammengestellten Text- und CD-Sammlung Die Burg Waldeck Festivals 1964 -1969 und in dem von Hotte Schneider herausgegebenen Buch Die Waldeck. Lieder Fahrten Abenteuer. von 1911 bis heute. Eine Menge Holz also, auch zum Diskutieren.

Uli Holzhausen und Tom Schroeder haben als Besucher, Autoren, Veranstalter ein großes Spektrum der bundesrepublikanischen Festivals miterlebt und mitgestaltet, vom zweiten Waldeck-Fest 1965 über die Internationalen Essener Song Tage (IEST) 1968 und das Waldecker GEGENKULTUR -Treffen 1969 bis zum Ingelheimer Eurofolk Festival ab 1972, dem Mainzer Open Ohr seit 1975 und dem Lahnsteiner Bluesfestival (1981 bis heute).