Rückblick: Liedersommer 2022

Eine Eröffnung der besonderen Art machte der Liedersommer am 2. Juli mit dem 30-jährigen Jubiläum der langjährigen Freunde von Bodytalk. Sie hatten das Glück ihr Jubiläum an einem der Liedersommer Abende feiern zu können. Passend zu den afrikanischen Rythmen der Gruppe waren als musikalisches Finale des Abends die Band „HAWARE“ und „Le Soleil D´Afrique“ auf der Bühne. Tagsüber gab es Tanz- und Trommelworkshops und das Abendprogramm wurde von afrikanischen Tänzer:innen eröffnet. Dabei gab es einiges an Jonglage, da zwei Drittel der üblichen Verdächtigen an Licht und Ton zu diesem Termin nicht zu Verfügung standen und sich der lokale Ersatztonmeister am Donnerstag davor in Corona-Quarantäne zurückziehen musste. Doch aufgrund der guten Beziehungen, die die Waldeck so hat, kam ein altbekanntes Gesicht wieder auf die Waldeck und hat unsere Ohren mit gutem Sound versorgt. Danke Dominik, dass Du nachts noch mit der Bahn aus Hamburg angedüst kamst, du warst unsere Rettung!

Corona sollte sich dann auch zum Running-Gag entwickeln, der zweite Abend am 16. Juli begann direkt mit einem Ausfall. Die wunderbare Marie Diot hatte es erwischt, doch dank Jonas großartigen Organisationsleistungen konnte mit „Feli rockt!“ adäquater Ersatz gefunden werden. Eine Singer-Songwriterin die mit Herz, Seele, Akkordeon und Gitarre die Besucher in ihren Bann zog. Nicht erkrankt und auf der Waldeck altbekannt: „Mirvana in the groove kitchen„. Auch außerhalb des Bündischen begeistern die fünf mit ihrer gesunden Genre-Mischung. Wenn auch nur zu viert bei uns – frisch zubereitet und schön serviert – Ohrenschmaus aus der Fusion-Küche. Gut aufgewärmt von den Mirvanas leitete dann der Gypsy Boogie Gangster Swing von „HopStopBanda“ den Rest des tanzwütigen Volkes vor die Bühne. Besonders zu erwähnen ist der Bassist, der sich, dank seiner Funkverbindung, während des gesamten Konzertes selbstständig immer wieder mit frischen Cocktails vom Kaffeebus versorgte und dabei natürlich die ganze Zeit weiterspielte als wäre nichts Besonderes dabei.

Der einzige Abend ohne besondere Corona Auswirkungen begann am 30. Juli mit „Coremy„. Die junge Liedermacherin hatte mit einem etwas älteren Publikum (jedenfalls hoffentlich über 16) gerechnet, denn ihre provokanten Texte laden förmlich dazu ein mal auszuprobieren wie sich Schei*e und fi**en so singen lassen. Mit ihren Texten eckt sie gerne an, stellt Strukturen in Frage und lässt keinen Stein auf dem anderen. Aber so richtig übel nehmen konnte man ihr es nicht. Ihre charismatische Art besänftigte sogar die Eltern, deren Kinder für den kommenden Montag genug Sprachmunition für 6 Wochen Nachsitzen mitgenommen haben. „Fee Badenius und Stefan Ebert“ übernahmen gekonnt das Ruder und führten das Genre weiter, allerdings mit stubenreinem Vokabular. Aber nicht weniger kritisch unterstützten und erweiterten sie gegenseitig ihre Lieder. Mit dem Trio von „Colalaila“ kam der Abend dann schließlich zu einem fulminanten Abschluss. Der Cross over Klezmer begeisterte nicht nur die großen Hörer:innen! Die Frontfrau Irith schafft es mit ihren Erzählungen die Lieder zu einem richtigen Happening zu machen und gibt dadurch einen authentischen Einblick in das jüdische Leben, sowie in die gespielten Werke.

Der vierte und letzte Abend des Waldecker Liedersommers am 18. August war eine Geschwisterveranstaltung zusammen mit dem Freakquenz. Da das Freakquenz dieses Jahr das Zehn-komma-fünfte Jubiläum feierte, waren die üblichen freakquenzesken Spielereien und farbenfrohen Installationen schon aufgebaut. Dem Corona-Motto entsprechend haben „Odessa Projekt“ zwar leider quarantänebedingt absagen müssen, aber auch hier konnte Notfall-Jones in kürzester Zeit für Ersatz sorgen. „Kaŝita Kanto“ sollte es sein. Die für erfahrene Waldeck-Gänger:innen vielleicht etwas zu prägnante „Räucherstäbchen-Atmosphäre“ sollte ihnen nachgesehen werden, die zwei Liedermacher:innen haben sich während der Pandemie nach Indien zurückgezogen um an neuen Liedern zu arbeiten und dabei auch einen neues Instrument mitgebracht: Mit Shruti-Box und Gitarren verzauberten sie das Publikum durch einer Kombination aus philosophischem Indie-Folk, sanfter Liedermalerei und frechem „Irgendwie-Pop“. Raus aus der Räucherwolke und zurück zur traditionellen Liedermacherinnenszene zog uns dann „Dota Kehr„. Im Duo zusammen mit Jan Rohrbach muss man glaube ich nicht viel dazu sagen, der Name war Programm. Eine gelungene Transformation ins Freakquenz machten zum Abschluss „Ahtapot„. Frontmann Öğünç Kardelen begann mit: „Wir sind eine Band die Ahtapot heißt. Wir brauchen mehr Nebel.“ Natürlich sehr zur Freude unseres Licht- und Nebeltechnikers Patrick. Die dicke Nebeldecke passte aber auch gut zum Psychedelic-Turkish-Music der Mainzer. Der türkische Gesang in Kombination mit viel Hall und alten Effektgeräten brachte eine ganz besondere Atmosphäre auf die Waldeck. Eben ein gut getroffener Übergang zwischen Liedersommer und Freakquenz.

Doch der Liedersommer ist ja nicht nur was man auf dem Platz erleben kann – Dank der Videoproduktionen erreichen wir langfristig und vor allem weltweit Menschen. Die Streams selber haben, bevor wir sie offline nehmen, zwischen 200 und 800 Aufrufe und der YouTube-Kanal hat mittlerweile 349 Abonnenten. Die einzelnen Konzerte, die wir nach den Streams aus dem Abendmaterial schneiden, haben zwischen 150 und 49.500 Aufrufen. Unser Videomaterial gibt sowohl zukünftigem Publikum als auch potentiellen Künstlern die Chance zu sehen, was sie erwartet, wenn sie zu uns kommen.
Aber nicht nur Künstler und Gäste kommen, auch neue Gesichter gesellen sich zum Helfen dazu. So konnten wir einige tatkräftige Herlfer:innen bei den Veranstaltungen dazugewinnen. Und wenn wir jetzt lieb bleiben und weiter gemeinsam gute Zeiten verbringen gewinnen wir auch noch ein paar Mitglieder 😉 So freuen wir uns aufs nächste Jahr und auf Euch <3

Eure Liedersömmerchen