Rezension: „Geben und Nehmen“ von Wolfgang Rieck

Das neue Album des gelernten Vollmatrosen Wolfgang Rieck ist zu Anfang des Jahres erschienen.

Viele kennen Rieck, der Anfang des Jahres seinen 70sten Geburtstag feierte, noch aus seiner Zeit als Teil des musikalischen Komödienensembles „Liederjan“. Der Moment, in dem es nachdenklicher wurde, in dem ein norddeutscher Dialekt einen Hauch von salziger Seeluft auf den Lippen zu hinterlassen schien und sich eine wohlige Gänsehaut über den Körper legte – das war nicht selten die Zeit, da er sein Repertoire und seine Stimmgewalt einbrachte.

Seit mehreren Jahren Solo oder mit wechselnder Besetzung unterwegs, verdingt er sich als Liedermacher für Kinder, Erwachsene und Senioren, gibt Seminare zur Musikerziehung und schreibt regelmäßig neue Texte, welche er, neben den Texten anderer Dichter, einfühlsam vertont.

Seine neue Platte „Geben und Nehmen“ setzt nun endlich stärker auf Selbstgeschriebenes in Platt- und Hochdeutsch, umrahmt von Texten Theodor Kramers, Kurt Tucholskys und Willi Sagert.

Die punktgenaue und würdige Vertonung von Kramer-Texten hat seit jeher einen festen Platz in seinem Repertoire und ist eine sichere Bank für Hörgenuss.
Selbstgetextete Lieder auf Deutsch, insbesondere in der Liedermachszene, müssen ja nicht selten die Gratwanderung zwischen Banalität und Agitation hinbekommen. Immer wieder droht hier die reelle Gefahr in Richtung Kitsch oder Belehrung abzurutschen. Diese Klippe wird von ihm souverän umschifft.

Mit norddeutscher Leichtigkeit (Mecklenburger mögen mir diese plumpe Verallgemeinerung nachsehen) und dem nötigen Ernst führt er seine Hörerinnen und Hörer durch den Jahreswechsel, führt uns ins Nachtcafé und schenkt mit „Wenn jemand geht“ ein nachdenkliches sowie festliches Abschiedslied mit Poesie, Tiefgang und ohne Kitsch.
Alles in allem ist „Geben und Nehmen“ ein Album, was in keiner guten Plattensammlung fehlen sollte, wenngleich der orchestrale Anteil der Begleitung leider wieder einmal überwiegt.

Um den wahren, unverfälschten Sound mit minimaler Instrumentierung zu hören, muss man reisen um seine Konzerte zu besuchen. Termine sowie die Bestellmöglichkeit der CD (17 € incl. Versand) findet man unter https://www.wolfgang-rieck.de

(bölkes)